Worte des Präsidenten

BRAUCHT ES DIE SCHWEIZERISCHE NATIONALSPENDE IN ZUKUNFT NOCH?

Werner Merk, Oberst, Präsident Schweizerische Nationalspende

Vor rund 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg. Gleichzeitig forderte die Spanische Grippe unter der Zivilbevölkerung und den Schweizer Armeeangehörigen Tausende von Todesopfern. Rund 25 Jahre später brachte der Zweite Weltkrieg unsagbares Leid über die Menschheit. Auch wenn die Schweiz von grösseren Kriegsschäden verschont blieb, war die soziale Armut jeweils gross. Die Eidgenossenschaft war schlecht auf Krisen im sozialen Bereich vorbereitet.

Erste wirkungsvolle Initiativen gingen daher nicht von den Behörden aus, sondern von mutigen und selbstlosen Freiwilligen. Sie engagierten sich tatkräftig gegen die Not der Menschen. Sie eröffneten einfache Soldatenstuben, schweizerische Kriegswäschereien konnten entstehen, Paketdienste und Leihbibliotheken wurden etabliert. Bald schon wurden die Aktivitäten der Frauen von der Zentralstelle für Soldatenfürsorge und später tatkräftig durch die Armeespitze unterstützt. Damals gab es noch keine AHV, IV, Pensionskassen oder Erwerbsersatz. Viele hatten nur den einfachen Sold, der nicht für den Lebensunterhalt reichte. Die Bedürfnisse waren gross und verschiedene wohltätige Organisationen wie kantonale Winkelriedstiftungen oder Pro-memoria-Vereinigungen entstanden, um die Not der Soldaten und ihrer Familien zu lindern.

1918 nahm der erste Fürsorgechef der Armee, Oberst i Gst Markus Feldmann, seine Arbeit auf, wobei er von Hptm Hans Georg Wirz bei seiner Arbeit unterstützt wurde. Unter dem Namen Nationalspende lancierten sie eine erste grosse, landesweite Sammlung, die einen Erlös von über 7 Millionen Franken erbrachte. Damit war die materielle Grundlage geschaffen und die Stiftung Schweizerische Nationalspende für unsere Soldaten und ihre Familien (SNS) wurde Anfang 1919 ins Leben gerufen.

Das Geld diente unter anderem dafür, in eigenen Betriebsstätten in Tenero und im Aeugstertal Soldaten zu betreuen, die im Krieg krank geworden waren, psychische Probleme hatten oder der Alkoholsucht verfallen waren. In den 100 Jahren seit der Gründung der SNS haben sich die Welt, die Schweiz und auch das schweizerische Militär stark verändert. Der militärische Sozialdienst wurde verbessert, die Soldansätze angepasst, ein psychologisch-pädagogischer Dienst geschaffen und eine Erwerbsersatzordnung eingeführt. Auch die staatliche Sozialversorgung hat sich deutlich verbessert. Damit nimmt die Notwendigkeit, Soldaten und ihre Familien zu unterstützen, immer mehr ab. Das aber war über die letzten 100 Jahre der Primärzweck vieler militärischer Hilfswerke, auch der SNS.

Brauchen wir also die Schweizerische Nationalspende in Zukunft noch? Selbstverständlich! Aber wir müssen die Zeichen der Zeit aufmerksam deuten sowie den Gründungsauftrag und damit die Statuten neu gewichten. So gewinnt zum Beispiel die «Erhaltung des Wehrwillens im weiteren Sinne» an neuer Bedeutung für die Stiftung.

Solange Kriege geführt werden, wird es auch Not geben. Davon ist leider die Schweiz nicht ausgenommen. Die Anzahl militärischer Konflikte wird nicht kleiner, im Gegenteil, und sie kommen näher. Die Stiftungen tun also gut daran, sorgfältig mit den Vermögenswerten umzugehen, um bereit zu sein, wenn sie gebraucht werden. Gleichzeitig müssen wir aber vorausschauend die Weichen stellen, in welchen Bereichen wir zukünftig unsere Soldatinnen und Soldaten unterstützen können. Ob die Stiftung noch weitere 100 Jahre erleben wird, kann offenbleiben. Jedenfalls darf die SNS mit einigem Stolz auf das in den letzten 100 Jahren Erreichte zurückblicken.

Werner Merk, Oberst
Präsident Schweizerische Nationalspende

 

Geschichte

EINE HUNDERTJÄHRIGE GESCHICHTE

7. Januar 1919

Der Bundesrat genehmigt auf der Grundlage einer provisorischen Stiftungsordnung die Errichtung einer Stiftung mit der Bezeichnung «Schweizerische Nationalspende für unsere Soldaten und ihre Familien» (SNS). Gleichzeitig werden die ersten Stiftungsräte und -rätinnen ernannt. Darunter: Else Spiller (Leiterin des Verbandes Soldatenwohl), Helene von Sprecher (Gemahlin des Generalstabschefs) und Emma Müller-Vogt (Gemahlin des Bundesrats Eduard Müller).

4. Februar 1919

Der Stiftungsrat versammelt sich auf Einladung des Generalstabschefs zur konstituierenden Sitzung in Bern. An der Spitze der vollzählig anwesenden Armeevertreter erscheinen die Oberstkorpskommandanten Friedrich Brügger, Generaladjutant, und Eduard Wildbolz, Kommandant des 2. Armeekorps. Auch der Stabschef der 2. Division, Oberstleutnant Henri Guisan, folgt den Verhandlungen.

13. Juni 1919

Der Stiftungsrat der SNS genehmigt den Antrag des Obmanns, die Fortführung der militärischen Trinkerheilstätte (Detachement Walten) zu unterstützen. Dem eidg. Militärdepartement wird aus den Mitteln der SNS zum Ankauf und Ausbau einer geeigneten Liegenschaft die Summe von CHF 350 000.– zur Verfügung gestellt.

1. März 1920

Ein Detachement von sieben Mann bezieht den Götschihof. Das Ziel ist, eine Trinkheilstätte im Sinne des «Detachement Walten» weiterzuführen. Die SNS gründet für den Betrieb eigens eine Gesellschaft.

2. September 1921

Der Stiftungsrat der SNS beschliesst, einen Kredit über CHF 525 000.– zu genehmigen. Damit soll ein Gut in Tenero erworben und eine Arbeitsheilstätte für lungenkranke Militärpatienten errichtet werden.

21. November 1921

Der Fürsorgechef der Armee kann durch notarielle Beurkundung offiziell die Arbeitsheilstätte Tenero ins Leben rufen. Die Heilstätte soll der Entlastung des Militärspitals Novaggio dienen und in erster Linie genesende Tuberkulosekranke aufnehmen.

1923

Die eidgenössischen Räte beschliessen, der Nationalspende 1 Million Franken zur Verfügung zu stellen. Die Spende sei «zur wirksamen Hilfeleistung an bedürftige kranke Wehrmänner, deren Familien und Hinterbliebenen» gedacht.

27. April 1924

Die Stiftungsversammlung bewilligt zugunsten der Gesellschaft «Heilstätte für alkoholkranke Wehrmänner» einen Kredit über CHF 125 000.– zum Bau eines Unterkunftshauses auf dem Götschihof im Aeugstertal.

1929

Anlässlich der Bundesfeier führt die SNS eine grosse nationale Sammlung durch. Der Fokus liegt dabei auf Kartenverkauf, Veranstaltungen in Hotels in Kurorten und Geldsammlungen bei Banken, Industrieunternehmen und privaten Gönnern. Bei der Sammlung kommen über CHF 1,8 Mio. zusammen.

1935

Der Bundesrat stimmt dem Antrag des Eidgenössischen Militärdepartements betreffend das Vermächtnis der Auslandschweizerin Elise Schär-Wirz zu: Die SNS darf die Schenkung von CHF 723 807.50 entgegennehmen und künftig unter dem Namen Schär-Wirz-Fonds verwalten.

1939

Seit Beginn der Mobilmachung dehnt sich die Arbeit der Soldatenfürsorge ausserordentlich aus. In Verbindung mit anderen militärischen und zivilen Fürsorgewerken wird die freiwillige Soldatenfürsorge für den Wehrmann und seine Angehörigen als Ergänzung zu den Hilfeleistungen des Staates fortgeführt. Die Heilstätten Götschihof und Tenero verzeichnen einen starken Anstieg an Eingewiesenen.

1940

Die SNS und das Schweizerische Rote Kreuz veranstalten gemeinsam eine Sammlung. Es kommen circa CHF 10 Mio. zusammen.

1941

Die von der Stiftung Pro Juventute ins Leben gerufenen Armee-Freizeitwerkstätten werden von der SNS anerkannt und in die Liste der subventionierten Fürsorgewerke aufgenommen.

1942

Aufgrund des Aktivdienstes der Armee werden die Mittel der SNS stark beansprucht. Eine erneute Sammlung drängt sich auf, wobei rund CHF 6,5 Mio. Franken zusammenkommen.

1943

Die SNS feiert das 25-Jahr-Jubiläum der ersten grossen Sammlung von 1918, welche den Grundstein für die Stiftungsgründung legte. Der Bundesrat überreicht als Zeichen der Wertschätzung und des Dankes 1 Mio. Franken.

11. April 1948

Die Gründerin des Schweizer Verbandes Volksdienst und des Verbandes Soldatenwohl, Else Züblin-Spiller, stirbt mit 66 Jahren. Ihr unermüdlicher Einsatz führte dazu, dass über 1000 Soldatenstuben betrieben werden konnten.

7. April 1960

General Henri Guisan stirbt in seinem Heim am Genfersee. Von der Gründung der SNS im Jahre 1919 hinweg bis zu seinem Tod war General Guisan Mitglied des Stiftungsrates, welchem er von 1925 bis 1956 als Obmann vorstand.

1961–1963

Die Heilstätten in Tenero und im Aeugstertal können ihrem ursprünglich angedachten Zweck mangels Eingewiesenen nicht mehr nachkommen. Die eigens etablierten Tochtergesellschaften werden daher aufgelöst und die Güter gehen in den Besitz der SNS über. Der Stiftungsrat beschliesst, die Güter mit Hilfe von Verwaltern und Betriebskommissionen in eigener Regie landwirtschaftlich zu nutzen.

1968

Der Erlös der Bundesfeierspende 1968 kommt im Jubiläumsjahr der SNS zugute. Der der SNS zufliessende Betrag wird mit rund CHF 3,2 Mio. beziffert.

13. November 1979

Die Schweizerische Eidgenossenschaft und die SNS unterzeichnen einen Vertrag, welcher den Landerwerb über 180 000 m2 regelt. Der Bund will auf dem Grundstück der ehemaligen Heilstätte in Tenero ein Nationales Jugendsportzentrum errichten.

1985

Die SNS räumt der Stiftung Solvita Baurechte beim Götschihof ein, welche die Errichtung eines Behindertenheims mit Gärtnereibetrieb in der Nähe des Bauernhofs ermöglichen.

1994

Der Vorsteher des eidg. Militärdepartements, Bundesrat Kaspar Villiger, trifft den Stiftungsrat der SNS. Er lanciert die Diskussion über eine Reorganisation der SNS. Die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten in Bezug auf fürsorgerische und soziale Belange von Armeeangehörigen sollen neu geregelt und der Zeit entsprechend angepasst werden.

31. Mai 1996

Die Neustrukturierung der SNS wird umgesetzt. Die Entflechtung zwischen der privaten Stiftung SNS und dem staatlichen Sozialwesen der Armee findet ihren Niederschlag in einer Anpassung der Statuten und in der Schaffung schlankerer Strukturen, die eine effizientere Arbeit ermöglichen. Am 31. Mai wird die Stiftungsversammlung (77. Sitzung) aufgelöst und der neue Stiftungsrat (Legislative) von 25 Mitgliedern sowie ein Ausschuss (Exekutive) von 7 Mitgliedern werden gebildet.

1999

Die SNS wird erneut reorganisiert, die Strukturen nochmals verschlankt. Fortan besteht der Stiftungsrat nur noch aus 8 Mitgliedern.

21. Mai 2001

Der Stiftungsrat nimmt an der Eröffnungsfeier zur Erweiterung der zweiten Ausbauetappe des Centro Sportivo Tenero teil. Um die langjährige ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen dem heutigen Bundesamt für Sport in Magglingen und der SNS als ursprünglicher Grundeigentümerin zu würdigen, übergibt der Stiftungsrat eine im Freien erstellte Kletterwand, die sich einer regen Benützung erfreut.

2002

Die EXPO.02 findet statt. Die SNS übernimmt die Eintrittskosten für ca. 19 000 Absolventen der Sommer-RS.

2011

Der Stiftungszweck in der Stiftungsurkunde wird ergänzt. Damit wird sichergestellt, dass die Stiftung auch Beiträge zu Unternehmungen leisten kann, die der Aufrechterhaltung des Wehrwillens dienen.

7. Juli 2018

Nach längerer Umbauzeit wird der frisch renovierte und auf den neuesten Stand gebrachte Götschihof eingeweiht. Der Landwirtschaftsbetrieb wird fortan verpachtet.

2019

Die SNS feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Mit Feierlichkeiten im Reppischtal, in Tenero und in Yverdon wird das Jubiläum würdig zelebriert.

 

Anlässe

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